Die dramatische Familiengeschichte von Jakob, Rachel und Lea führt das mit Kain und Abel beginnende biblische Leitmotiv der Familienzwiste zu einem tragischen Höhepunkt: Der skan-dalöse Verkauf Josefs durch die eigenen Brüder in die Knechtschaft. Der weitere Verlauf der Josef-Erzählung aber führt von einer Überraschung in die andere: Josef steigt zum Vizekönig Ägyptens auf, und es kommt zu einer unerwarteten Versöhnung mit Vater und Brüdern. Diese aber wird sich als Beginn der Verknechtung der Israeliten in Ägypten entpuppen – ein zentrales Stadium in Israels Entwicklung zu seiner Bestimmung als Gottesvolk.
Die verzwickte Erzählung von Josef und seinen Brüdern ist ein Paradebeispiel für die in der Hebräischen Bibel allgegenwärtigen Verflechtung des göttlichen Heilsplans mit den weltlichen Beweggründen menschlicher Akteure. Diese Verflechtung zeigt sich sowohl in der herzzerrei¬ßenden Rivalität zwischen den zwei Schwestern Rachel und Lea als auch im Wettkampf der Söhne um die Führerschaft im entstehenden Volk Israel. Sie zeigt in der späteren Spaltung Is¬raels in die zwei rivalisierende Reiche Jehuda und Josef wie auch in den entsprechenden zwei Messias-Gestalten der jüdischen Endzeiterwartung.
Den Verflechtungen von Theologie, Psychologie und Heilsgeschichte, in der Josef-Geschichte aber auch in unserem eigenen Leben, soll dieser Kurs durch Einbeziehung des hebräischen Bi-beltextes samt jüdischer Kommentare auf den Grund gehen. Hebräischkenntnisse sind nicht erforderlich.
Der Referent beschließt den Kurs mit einem Konzertabend am 12. November 2024. Chassidi-sche Gesänge zur Kontemplation und Meditation werden von ihm vorgetragen